Um zu sehen, wie die Zukunft aussehen kann, ist es oft hilfreich Geschichte zu studieren. Im Jahr 1955 definierte John McCarthy, der neben Alan Turing, Marvin Minsky, Allen Newell und Herbert A. Simon als einer der „Gründerväter“ der künstlichen Intelligenz gilt, KI als „die Wissenschaft und Technik der Herstellung intelligenter Maschinen.“

Über die Jahre näherte man sich dieser Definition sukzessive an. Mittlerweile ist künstliche Intelligenz von solch einer kontinuierlich wachsenden Relevanz, dass Brüssel sich gezwungen sah, mit seiner KI-Verordnung (AI Act) einen regulatorischen und rechtlichen Rahmen für die Nutzung von künstlicher Intelligenz zu schaffen.

Die Ursprünge von McCarthys Vorstellung, die Idee einer künstlichen Intelligenz als Teil menschlicher Imagination, reichen dabei Hunderte Jahre zurück. Autoren wie Mary Shelley, die 1818 mit Frankenstein das Science Fiction Genre definierbar machte oder Thea von Harbous, deren Roman Metropolis die Grundlage für den gleichnamigen Film von 1927 diente und als Erster seiner Art gilt, der künstliche Intelligenz zu einem futuristischen Szenario machte, öffneten die Vorstellungskraft dessen, was möglich sein könnte. Wenig überraschend initiierte Metropolis einen Trend, der als goldene Ära der Science-Fiction in die Filmgeschichte einging und bis in die 1940er-Jahre andauerte.

Eine Dekade später war die Idee der künstlichen Intelligenz nicht nur mehr ein Thema für Filmstudios, aber zugleich ein Fokus für eine ganze Reihe von Wissenschaftlern und Mathematikern, die von dem Konzept einer Form der Intelligenz einer Maschine zunehmend fasziniert waren. Unter ihnen befand sich der bereits genannte Alan Turing, ein britischer Mathematiker und Philosoph, der die mathematischen Möglichkeiten künstlicher Intelligenz erforschte.

Für Turing war klar: Wenn Menschen Informationen und Vernunft nutzen können, um Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen, warum sollten Maschinen nicht über die gleichen Fähigkeiten verfügen können? In einem Artikel aus dem Jahr 1950 mit dem Titel „Can Machines Think?“ dachte Turing nicht nur darüber nach, wie man intelligente Maschinen baut, sondern auch, wie man ihre Intelligenz testet. So entwickelte er schließlich den Turing-Test, der die Fähigkeit einer Maschine analysiert, intelligentes Verhalten zu zeigen, das der Intelligenz eines Menschen entspricht oder aber nicht von dieser zu unterscheiden ist.

1956 entwickelte eine Gruppe von Wissenschaftlern Logic Theorist, das erste Programm, das bewusst zur Durchführung automatisierter Schlussfolgerungen entwickelt wurde und als das erste Programm für künstliche Intelligenz gilt.

Es wurde beim Dartmouth Summer Research Project on Artificial Intelligence vorgestellt, bei dem John McCarthy den Begriff künstliche Intelligenz prägte und Begeisterung und Interesse am Bereich der KI-Forschung weckte.

Der KI-Trend fand derweil seinen nächsten Quantensprung 1966, als Forscher für damalige Verhältnisse bahnbrechende KI-Programme wie ELIZA entwickelten, die in der Lage waren, simple Konversationen mit Menschen zu führen. 

Diese Erfolge verleiteten Wissenschaftler wie Marvin Minsky von weiteren Durchbrüchen zu träumen. 1970 sagte selbiger im Life Magazine, dass man „in drei bis acht Jahren“ eine Maschine „mit der allgemeinen Intelligenz eines durchschnittlichen Menschen“ kreieren werde.

Obgleich Minskys Worte im Nachhinein etwas überambitioniert wirken, denn in der Realität dauerte seine Vorstellung etwas länger, Computer mit ausreichend Speicher- und Rechenleistung zu entwickeln, damit die KI weiterhin florieren konnte, knüpfte man in den 1970ern und 1980ern dennoch weiter nahtlos an die Fortschritte der vergangenen Dekaden an.

Beispielweise mit Edward Feigenbaum, der das „Expertensystem“ (XPS oder auch ES) baute, ein Computerprogramm, das das Urteil eines menschlichen Experten auf einem bestimmten Gebiet simulieren konnte, oder durch Navlab, welches im Jahre 1986 das erste autonome Kraftfahrzeug baute. 

In den 1990er-Jahren rückte künstliche Intelligenz dann zunehmend in den öffentlichen Diskurs. Eine Schlagzeile, die weltweit wahrgenommen wurde, ereignete sich 1997, als der damals amtierende Schachweltmeister Gary Kasparow von IBMs Deep Blue, einem Schachcomputerprogramm, besiegt wurde.

Gleichzeitig kam es in der KI-Entwicklung zu einer schwindelerregenden Zahl an neuen Programmen, die immer mehr in den Alltag implementiert werden konnten.

So entwickelte Dragon Systems eine Spracherkennungssoftware, die unter Windows lief, während Cynthia Breazeal Kismet entwickelte, einen Roboter, der Emotionen erkennen und anzeigen konnte. Im Jahr 2000 dann brachte Honda ASIMO auf den Markt, einen künstlich intelligenten humanoiden Roboter.

Nur ein Jahr später – und vollends dem Zeitgeist entsprechend – veröffentlichte Steven Spielberg den Film „A.I. Künstliche Intelligenz“, der in einer futuristischen, dystopischen Gesellschaft spielt und von David, einem humanoiden Kind, mit anthropomorphen Gefühlen programmiert, erzählt.

Wenig später, im Jahr 2002, fand sich KI plötzlich auch außerhalb von PCs in unseren eigenen vier Wänden wieder, als i-Robot Roomba auf den Markt brachte, einen autonomen Roboterstaubsauger, der nicht nur reinigte, sondern zugleich die Intelligenz besaß, dabei Hindernissen auszuweichen.

Über die nächsten Jahre wurden mit „Maschinellem Lesen“ oder autonomem Verstehen von Texten weitere Meilensteine erreicht, aber auch Objekterkennungssoftware wurde stark verbessert. Gleichzeitig begann Google mit der Entwicklung eines selbstfahrenden Autos, das 2014 einen Selbstfahrttest in Nevada bestehen konnte. 

Zudem wurde es möglich, die fortschrittlichere Form des maschinellen Lernens, bekannt als Deep Learning, so zu gestalten, dass sie immer noch komplexere Aufgaben bewältigen konnte. Nun fing auch die allgemeine Öffentlichkeit an, KI-Systeme für Aufgaben wie Bilderkennung, Verarbeitung natürlicher Sprache und maschinelle Übersetzung zu benutzen.

Stand heute ist KI aus dem Alltag kaum noch wegzudenken, wie Siri, Cortana, Alexa oder Google Home beweisen.

Der bislang letzte Quantensprung erreichte die Öffentlichkeit im vergangenen Jahr, als Sprachmodelle wie ChatGPT-3, die von OpenAI entwickelt wurden, in der KI-Welt für Aufsehen sorgten und ihr gänzlich neue Möglichkeiten eröffneten.

Die KI-Forschung ist daher noch lange nicht am Limit. Wissenschaftler und Ingenieure erweitern kontinuierlich die Grenzen dessen, was KI leisten kann. Und wenn die Vergangenheit tatsächlich ein Indikator dafür sein kann, was die Zukunft bringt, so können wir zweifelsohne bereits zeitnah neue Durchbrüche erwarten, die KI von heute rasch antiquiert aussehen lassen könnte.

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