Pawel Durow, der Gründer und CEO von Telegram, wurde festgenommen, da seine Plattform systematisch dazu genutzt wird, illegale Aktivitäten wie Drogenhandel, Betrug, Cybermobbing, organisierte Kriminalität und Terrorismus zu erlauben.

Die Behörden werfen Telegram vor, nicht ausreichend gegen die Verbreitung dieser illegalen Inhalte vorzugehen und somit die Verbreitung von schädlichem Material auf ihrer Plattform zu begünstigen. Durow wird beschuldigt, als Kopf des Unternehmens bewusst weggeschaut zu haben, um die Nutzerzahlen seiner Plattform zu maximieren, ohne die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung illegaler Aktivitäten zu ergreifen.

Was ist Telegram?

Telegram wurde 2013 von den Brüdern Pawel und Nikolai Durow gegründet und hat sich schnell zu einer der beliebtesten Messenger-Apps weltweit entwickelt. Die App bietet eine breite Palette von Funktionen, darunter Ende-zu-Ende-verschlüsselte Chats, Gruppen mit bis zu 200.000 Mitgliedern, Kanäle zur Verbreitung von Nachrichten an eine unbegrenzte Anzahl von Abonnenten und Bots, die automatisierte Aufgaben erledigen können.

Eine der primären Features von Telegram ist der hohe Grad an Datenschutz und Sicherheit, den die App bietet. Im Gegensatz zu vielen anderen Messaging-Diensten sammelt Telegram nur minimale Daten über seine Nutzer und ermöglicht, geheime Chats zu führen, die nicht auf den Servern gespeichert werden und sich nach einem festgelegten Zeitraum selbst zerstören.

Was ist das Problem mit Telegram?

Obwohl Telegram von vielen als sichere Alternative zu anderen Messaging-Diensten geschätzt wird, birgt die App auch erhebliche Risiken. Die gleiche Verschlüsselung und der hohe Datenschutz, die Telegram attraktiv machen, haben die Plattform auch zu einem Zufluchtsort für Kriminelle und Extremisten gemacht.

Eine der größten Herausforderungen für die Strafverfolgungsbehörden ist die Anonymität, die Telegram seinen Nutzern bietet. Dies hat dazu geführt, dass die Plattform für eine Vielzahl illegaler Aktivitäten genutzt wird, darunter der Handel mit Drogen, Waffen und gefälschten Dokumenten. Ferner hat Telegram in einigen Ländern als Plattform für die Verbreitung extremistischer Ideologien und die Organisation von gewalttätigen Protesten gedient.

Wie Extremisten, Verschwörungstheoretiker und Schwerkriminelle Telegram nutzen

Telegram hat sich in den vergangenen Jahren als bevorzugte Plattform für Extremisten, Verschwörungstheoretiker und Schwerkriminelle etabliert. Durch die Möglichkeit, weitgehend anonym zu agieren, bietet Telegram diesen Gruppen ein ideales Umfeld, um ihre Aktivitäten zu koordinieren und ihre Ideologien zu verbreiten.

Extremisten nutzen Telegram, um Propaganda zu verbreiten, neue Mitglieder zu rekrutieren und Anschläge zu planen. Terrororganisationen wie der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) haben Telegram intensiv genutzt, um ihre Botschaften an ein globales Publikum zu verbreiten, ohne befürchten zu müssen, dass ihre Kommunikation überwacht oder zensiert wird. In geschlossenen Gruppen und Kanälen tauschen sie Anleitungen für den Bau von Sprengsätzen aus, diskutieren Strategien und motivieren Anhänger zu Gewaltakten.

Auch Verschwörungstheoretiker haben Telegram als Plattform entdeckt, um ihre Theorien ungefiltert und ohne Angst vor Zensur zu verbreiten. Während der COVID-19-Pandemie erlangte die App unter Impfgegnern und Querdenkern besondere Popularität. In Telegram-Kanälen wurden falsche Informationen über das Virus, die Wirksamkeit von Impfungen und angebliche „geheime Pläne“ von Regierungen und Unternehmen verbreitet. Diese Desinformation hat erheblich dazu beigetragen, das Vertrauen in wissenschaftliche Erkenntnisse und staatliche Maßnahmen zu untergraben.

Schwerkriminelle nutzen Telegram für den Handel mit illegalen Gütern und Dienstleistungen. Über die App werden Drogen, Waffen und gefälschte Dokumente gehandelt, oft in geschlossenen Gruppen, zu denen nur ein ausgewählter Personenkreis Zugang hat. Die Verschlüsselung von Nachrichten und die Möglichkeit, Inhalte nach einer bestimmten Zeit automatisch zu löschen, erschweren es den Strafverfolgungsbehörden, diese kriminellen Netzwerke zu zerschlagen.

Compliance mit deutschen und EU-Gesetzen

Ein zentraler Punkt der Debatte um Telegram ist die Frage, inwieweit die App mit den Gesetzen in Deutschland und der Europäischen Union konform ist. In den vergangenen Jahren haben deutsche Behörden wiederholt kritisiert, dass Telegram nicht ausreichend gegen die Verbreitung von illegalen Inhalten vorgeht. Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) in Deutschland verpflichtet soziale Netzwerke dazu, offensichtlich rechtswidrige Inhalte innerhalb von 24 Stunden nach Eingang einer Beschwerde zu löschen. Telegram hat jedoch oft nicht schnell genug auf solche Beschwerden reagiert.

Auch die Europäische Union hat strenge Datenschutzvorschriften, die im Rahmen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) geregelt sind. Obwohl Telegram behauptet, die Privatsphäre seiner Nutzer zu schützen, stehen einige Praktiken der Plattform im Widerspruch zu den EU-Richtlinien, insbesondere wenn es um die Verhinderung illegaler Aktivitäten geht.