Am 4. Juli wird in Großbritannien gewählt. Die Conservatives und Premierminister Rishi Sunak stehen laut aktueller Umfragen vor einer Mammutaufgabe. Sage und schreibe 22 Prozent trennt die Partei von Labour, die mit 41 Prozent die Umfragen anführen und so mit ihrem Parteichef Keir Starmer höchstwahrscheinlich den nächsten Premierminister stellen wird.

Sollte die Labour-Partei unter der Führung von Keir Starmer die Wahlen in Großbritannien tatsächlich gewinnen, könnten sich mehrere Auswirkungen auf deutsche und europäische Unternehmen ergeben, die weiterhin Geschäfte mit und in Großbritannien tätigen möchten. Denn die Pläne der Labour-Partei beinhalten eine Reihe von politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, die diese Unternehmen betreffen könnten. Auch wenn das Wahl-Manifest bis jetzt nicht veröffentlicht wurde, dürfen folgende Themen Implikationen für Unternehmen mit sich bringen. 

Handelspolitik und Zollbestimmungen

Eine Labour-Regierung unter Keir Starmer hat signalisiert, dass sie eine engere Beziehung zur Europäischen Union anstreben würde. Dies könnte zu verbesserten Handelsbeziehungen und möglicherweise weniger Handelshürden führen. Unternehmen könnten von vereinfachten Zollverfahren und weniger bürokratischem Aufwand profitieren. Eine engere Anbindung an den EU-Binnenmarkt könnte den Handel mit Großbritannien erleichtern und die Kosten für Export und Import senken.

Regulierungsumfeld und Standards

Labour hat sich dafür ausgesprochen, viele der hohen Standards der EU in Bereichen wie Umweltschutz, Produktsicherheit und Arbeitsrecht beizubehalten oder sogar zu verbessern. Dies könnte für deutsche und europäische Unternehmen bedeuten, dass die Standards und Vorschriften in Großbritannien weiterhin mit denen der EU harmonieren. Diese Harmonisierung würde die Compliance-Kosten senken und den Handel erleichtern, da weniger Anpassungen an unterschiedliche Regulierungen erforderlich wären.

Arbeitskräftemigration und Fachkräftemangel

Eine Labour-Regierung könnte eine liberalere Einwanderungspolitik verfolgen, die es Unternehmen erleichtert, qualifizierte Arbeitskräfte aus der EU und anderen Ländern zu rekrutieren. Dies wäre besonders vorteilhaft für Unternehmen, die auf internationale Fachkräfte angewiesen sind, um ihre Betriebskosten zu senken und ihre Effizienz zu steigern. Eine erleichterte Arbeitskräftemigration könnte den Fachkräftemangel lindern und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verbessern.

Investitionsklima und Wirtschaftsstabilität

Labour plant Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Gesundheitswesen, was das Investitionsklima verbessern könnte. Eine stabile und berechenbare Wirtschaftspolitik könnte das Vertrauen der Investoren stärken und deutsche sowie europäische Unternehmen dazu ermutigen, in Großbritannien zu investieren oder ihre bestehenden Investitionen zu erweitern. Ein verbessertes Wirtschaftsklima könnte auch die Konsumnachfrage ankurbeln, was Unternehmen zugutekommen würde, die im britischen Markt tätig sind.

Umweltpolitik und Nachhaltigkeit

Labour hat ehrgeizige Pläne zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Förderung erneuerbarer Energien. Dies könnte Chancen für Unternehmen bieten, die in nachhaltigen Technologien und Dienstleistungen tätig sind. Investitionen in grüne Energie und nachhaltige Praktiken könnten gefördert werden, was deutschen und europäischen Unternehmen in diesen Sektoren zugutekommen könnte.

Finanzmärkte und Wechselkurse

Ein Wahlsieg der Labour-Partei könnte kurzfristig Unsicherheiten auf den Finanzmärkten verursachen, was zu Wechselkursschwankungen führen könnte. Langfristig könnte jedoch eine stabile und progressive Regierung das Pfund stärken und das wirtschaftliche Umfeld stabilisieren. Unternehmen müssten sich auf mögliche kurzfristige Volatilitäten einstellen, aber langfristig könnten sie von einem stabileren und berechenbaren Marktumfeld profitieren.