Der nordrhein-westfälische Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung: Deutschland unternehme nicht genug, um die Finanzierung von Terrorismus effektiv zu verhindern. Limbach fordert vom Bundesfinanzminister Christian Lindner und vom Bundesjustizminister Marco Buschmann (beide FDP), die rechtlichen Lücken zu schließen, die dem Staat bislang im Kampf gegen illegale Finanzströme – insbesondere durch Hawala-Banking – zu schaffen machen.
Hawala-Banking ist ein informelles Finanzsystem, das weltweit von Millionen Menschen genutzt wird, um Geld ohne formale Banken zu transferieren. Speziell in Deutschland steht das System zunehmend in der Kritik, da es immer wieder für illegale Aktivitäten, darunter Geldwäsche und Terrorfinanzierung, missbraucht wird.
Doch was steckt hinter dem Hawala-Banking, wie funktioniert es, wer nutzt es – und warum ist es problematisch?
Das Wort Hawala bedeutet „Überweisung“ auf Arabisch und bezeichnet ein jahrhundertealtes System, das in vielen Teilen der Welt, primär in Südasien, dem Nahen Osten und Nordafrika, fest verankert ist. Es handelt sich um ein auf Vertrauen basierendes Netzwerk, bei dem Transaktionen ohne formale Bankverbindung abgewickelt werden. Im Kern funktioniert Hawala durch Vermittler, sogenannte Hawaladare. Ein Kunde übergibt einem Hawaladar Bargeld, das dann im Netzwerk weitergeleitet wird, sodass ein Empfänger am Zielort denselben Betrag erhält. Es fließt kein Geld direkt über Ländergrenzen; die Auszahlung erfolgt durch das Netzwerk von Hawaladaren und wird über Vertrauensstrukturen und Buchführung geregelt.
Hawala-Banking wird vor allem von Menschen genutzt, die in Regionen ohne zuverlässige Banken leben oder kein formelles Konto eröffnen können. Migranten senden so Geld an Familien in ihren Heimatländern, ohne die teils hohen Gebühren internationaler Geldtransferdienste. Die Transaktionen sind dabei schnell, anonym und in vielen Fällen kostengünstig, was das System für viele attraktiv macht. Vor allem Menschen aus Krisengebieten oder aus kulturellen Gruppen, in denen Hawala traditionell verankert ist, nutzen diesen Weg zur finanziellen Unterstützung.
In Deutschland jedoch ist Hawala-Banking illegal, und das hat einen Grund. Da es keine formalen Dokumentationen und nur selten digitale Spuren hinterlässt, bleibt es den Behörden verborgen und ist damit anfällig für kriminelle Nutzung. Es gibt Hinweise darauf, dass Hawala-Banking genutzt wird, um große Summen illegalen Ursprungs zu bewegen, ohne die Aufmerksamkeit von Banken oder Aufsichtsbehörden auf sich zu ziehen. Einem Bericht zufolge fließen auf diese Weise allein in Deutschland jährlich bis zu 600 Millionen Euro ins Ausland. Besonders beunruhigend ist dabei die Möglichkeit, dass das Geld zur Finanzierung krimineller Aktivitäten oder terroristischer Gruppen verwendet wird.
Die Kritik an Hawala-Banking in Deutschland wächst daher kontinuierlich.
Gleichzeitig gestaltet sich der Kampf gegen das System als schwierig, da die Einführung strenger Kontrollen kulturelle Spannungen verschärfen und wirtschaftliche Probleme für viele Nutzer schaffen könnte. Zeitgleich gefährdet die Nutzung von Hawala-Banking die nationale Sicherheit und unterläuft bestehende Compliance-Maßnahmen, die gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung schützen sollen.
Ohne stärkere Regulierungen bleibt Hawala eine rechtliche und sicherheitspolitische Grauzone. Es bedarf daher einer intensiven Zusammenarbeit zwischen den Behörden, um illegale Finanzströme aufzudecken und gleichzeitig die legitime Nutzung des Systems zu berücksichtigen. Die Kritik Limbachs ist daher gerechtfertigt, ob sie den Stein ins Rollen bringt, bleibt jedoch abzuwarten.