Apple hat eine Reihe von Anpassungen an seinen Geschäftspraktiken in der Europäischen Union vorgenommen, die nicht nur die Entwickler, sondern auch die Nutzer von iOS-Geräten betreffen. Diese Änderungen sind primär eine Reaktion auf den Digital Markets Act (DMA), eine neue EU-Verordnung, die darauf abzielt, den Wettbewerb im digitalen Raum zu fördern und die Macht großer Tech-Unternehmen einzuschränken.

Hintergrund der Änderungen

Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, eine fairere und offenere digitale Landschaft zu schaffen. Mit der Einführung der DMA wurden Unternehmen wie Apple, die als sogenannte „Gatekeeper“ fungieren, dazu verpflichtet, ihre Plattformen für mehr Wettbewerb zu öffnen. Apple, mit seinem App Store, wurde als eines dieser Gatekeeper-Unternehmen identifiziert, was zu einer genauen Überprüfung und letztlich zu Anpassungen ihrer Geschäftspraktiken führte.

Die aktuellen Veränderungen im Detail

1. Alternative App Stores und Installationen: Apple gestattet es nun, dass Apps auch außerhalb des App-Stores heruntergeladen und installiert werden können. Dies war ein signifikanter Schritt, da Apple bisher strikt darauf geachtet hat, dass alle Apps ausschließlich über den App Store bezogen werden.

2. Zahlungssysteme: Entwickler haben jetzt die Möglichkeit, alternative Zahlungssysteme innerhalb ihrer Apps zu nutzen, was bedeutet, dass sie die Gebühren umgehen können, die Apple für Transaktionen über den App Store erhebt.

3. Kommunikation mit Nutzern: Entwickler dürfen jetzt direkt mit ihren Nutzern über alternative Kaufmöglichkeiten kommunizieren, was vorher durch Apples Richtlinien stark eingeschränkt war.

4. Default Apps: EU-Nutzer können in den Einstellungen von iOS und iPadOS 18 Standard-Apps für verschiedene Dienste wie Browser, Mail, und sogar Telefonanrufe festlegen, was die Nutzung von Drittanbieter-Apps erleichtert.

5. Neue Gebührenstruktur: Apple hat eine neue Gebührenstruktur eingeführt, die für die meisten Entwickler die Kosten senken oder zumindest gleich halten soll. Es gibt jedoch auch eine „Core Technology Fee“ für Entwickler, die ihre Apps außerhalb des App-Stores anbieten.

Warum diese Änderungen?

Diese Anpassungen wurden nicht freiwillig von Apple eingeführt. Die EU-Kommission hat Apple vorgeworfen, gegen die DMA zu verstoßen, indem es Entwicklern nicht erlaubte, Nutzer über alternative Kaufmöglichkeiten zu informieren. Diese Vorwürfe könnten, wenn sie bestätigt werden, zu erheblichen Geldstrafen führen – bis zu 10 % des weltweiten Jahresumsatzes von Apple, mit der Möglichkeit, diese Strafe bei Wiederholung auf 20 % zu erhöhen.

Die Änderungen sind daher sowohl eine Reaktion auf rechtlichen Druck als auch ein Versuch, den regulatorischen Anforderungen der EU gerecht zu werden und gleichzeitig die Attraktivität des iOS-Ökosystems für Entwickler und Nutzer zu erhalten. Apple argumentiert, dass diese neuen Regelungen auch neue Sicherheits- und Datenschutzrisiken einführen, weshalb sie verschiedene Schutzmaßnahmen wie die Notarisierung von Apps eingeführt haben.

EU setzt Zeichen gegen Big Tech

Die Anpassungen, die Apple in der EU vornimmt, sind ein klares Zeichen für die wachsende Macht und den Einfluss der EU auf globale Tech-Riesen. Für Nutzer und Entwickler in der EU bedeutet dies mehr Freiheit und Flexibilität, aber auch eine möglicherweise komplexere Landschaft von Apps und Dienstleistungen. Ob diese Änderungen letztlich zu einem offeneren und faireren digitalen Markt führen, wird die Zukunft zeigen. Für Apple selbst stellt dies eine Balance dar zwischen der Einhaltung neuer Regeln und dem Erhalt ihrer Plattform-Integrität und -Sicherheit.

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