Die wahrscheinliche Rücknahme von Klimagesetzen in den USA unter einer erneuten Trump-Regierung könnte Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks vor ernste Compliance-Herausforderungen stellen, insbesondere im Hinblick auf die ESG-Berichterstattung und Datenerhebung. Bereits 2017 zog Trump die USA aus dem Pariser Klimaabkommen zurück, ein Schritt, der sich nun wiederholen könnte. In seiner jüngsten Wahlkampagne betonte Trump, dass Klimapolitik und Umweltvorgaben für die amerikanische Wirtschaft eine Belastung seien und er diese daher weiter reduzieren oder sogar verbieten könnte.
Diese Haltung hat weitreichende Auswirkungen auf Unternehmen, die global tätig sind. In der EU tritt 2025 die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in Kraft, die Unternehmen verpflichtet, detaillierte Informationen über Nachhaltigkeitspraktiken zu veröffentlichen. Diese Richtlinie gilt extra-territorial und betrifft somit auch große US-Unternehmen, die an europäischen Börsen notiert sind, ebenso wie ihre Lieferkettenpartner. Bereits 2025 wird erwartet, dass die ersten US-Unternehmen mit EU-Präsenz ihre Nachhaltigkeitsdaten nach den CSRD-Anforderungen veröffentlichen müssen. Bis 2029 soll diese Verpflichtung auf eine Vielzahl weiterer Firmen ausgeweitet werden.
Sollte Trump tatsächlich ESG-Reporting für US-Unternehmen verbieten oder einschränken, würde dies Unternehmen in ein Dilemma stürzen. Auf der einen Seite wären sie verpflichtet, den CSRD-Richtlinien zu folgen, auf der anderen Seite könnten sie in den USA mit gesetzlichen Einschränkungen konfrontiert werden. Ein solches Konfliktpotenzial stellt Unternehmen vor die Herausforderung, wie sie die strikten Nachhaltigkeitsanforderungen der EU mit möglicherweise gegensätzlichen Anforderungen der USA in Einklang bringen können. Die unklare Rechtslage führt zu einer Unsicherheit in der strategischen Planung, da Unternehmen mit unterschiedlichen regulatorischen Szenarien rechnen müssen.
Ein weiterer Aspekt ist die Rolle der Bundesstaaten in den USA. Auch wenn die Bundespolitik unter einer Trump-Regierung die Umweltvorgaben lockern könnte, könnten Staaten wie Kalifornien oder New York weiterhin strenge ESG-Vorschriften und Klimaschutzmaßnahmen beibehalten, was die Lage für Unternehmen zusätzlich erschwert.
Die Einhaltung der ESG-Anforderungen wird in der EU besonders durch hohe Bußgelder gestützt. Verstöße gegen die CSRD können zu erheblichen Sanktionen führen, die Unternehmen mit 4% ihres Jahresumsatzes oder mehr kosten könnten. Damit sind diese Richtlinien ein ernstzunehmender Compliance-Faktor, der nicht ignoriert werden kann. Zudem hat die EU die Rolle des nachhaltigen Investments gestärkt, und Investoren legen immer mehr Wert auf die ESG-Bewertungen ihrer Portfolios. Ein Rückzug der USA könnte Investitionen in andere Märkte umlenken, die mehr auf Klimaschutz setzen.